In der Riege der zahlreichen KünstlerInnen der Jahrhundertwende die das Meer und die Küsten der Monarchie bereisten und in bedeutenden Gemälden dokumentierten, ist Leontine von Littrow die wohl außergewöhnlichste Malerin der österreichischen Riviera.
Sie entstammte einer alten Adelsfamilie. Ihr Vater war Kartograf und Schriftsteller. Er wurde als Leiter der dortigen nautischen Akademie nach Triest berufen, wo Leontine von Littrow als Camilla Leontine von Littrow geboren wurde. Später wurde er Hafenkapitän von Fiume (Rijeka) dem damals größten Hafen Ungarns.
Einer ihrer insgesamt elf Onkel war der berühmte Astronom, Universitätsprofessor und Leiter der Wiener Sternwarte Carl Ludwig von Littrow, der mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Auguste von Littrow verheiratet war, deren gemeinsame Tochter war die Malerin Ella von Littrow, später verheiratete Lang. Leontine wuchs im Hause dieser vielseitig gebildeten Familie auf, deren Salon ein Mittelpunkt des geistigen Wiens war. Dort verkehrten auch Feuchtersleben, Dannhauser, Ebner-Eschenbach, Hebbel, Grillparzer oder Ottilie v. Goethe.
Ihren ersten Malunterricht erhielt Leontine durch Hans Canon der im Hause Littrow zu Gast war und das Talent der jungen Leo erkannte. In weiterer Folge begegnete Leo Jean d’Alheim, einem russischen Baron der in Paris als Maler wirkte. Er inspirierte den weiteren Weg der jungen Künstlerin in ihrer Zuwendung zum Impressionismus, den Leontine von Littrow auf eigenständige Weise mit virtuosem Strich in großartigem Licht und Farben interpretierte.
Sie lernte schon früh die Gegend um Triest und Abbazia (Opatija) kennen, wo Familie Littrow wohnte. Diese Landschaft wählte sie immer wieder zum Thema ihrer Bilder. Sie hielt sie in zahlreichen Stadt- und Hafenansichten, Buchten und Brandungsstudien der Küsten fest. Das Interesse für die istrische und dalmatinische Landschaft verband sie mit Olga Wisinger-Florian (1844-1926), mit der sie sowohl künstlerische Interessen als auch eine innige private Freundschaft verband. Die beiden Malerinnen lernten einander im Jahr 1887 kennen als OWF in Abbazia als Lehrerin tätig war. Gleich in diesem Sommer unternahmen sie gemeinsam mit Emil Jakob Schindler (1842-1892) eine Reise nach Ragusa (Dubrovnik) in Dalmatien.
Als Malerin vor der Jahrhundertwende anerkannt zu werden, war für Frauen schwierig. Einige Indizien für Ihre damalige Wertschätzung gibt es jedoch schon; nicht nur immer wiederkehrende Ausstellungen in Wien, München und vor allem London; sondern als in den Jahren von 1883-86 Aufträge für die Ausstattung der Hochparterresäle im Naturhistorischen Museum mit Gemälden vergeben wurden, war Leontine von Littrow die einzige weibliche Malerin die nicht übergangen wurde. Die Gemälde stellen die Küste von Ragusa dar.
Leontine von Littrow war Mitglied der Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs.Teilnahme an verschiedenen Jahresausstellungen im Wiener Künstlerhaus und an Ausstellungen der „Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs“ – wo Littrow ebenfalls Mitglied war – sowie Teilnahme an der Internationalen Jahresausstellung im Glaspalast München 1893.